Lehrstuhl für Komparatistik
print


Navigationspfad


Inhaltsbereich
Dr. Johanna-Charlotte Horst

Dr. Johanna-Charlotte Horst

Fachstudienberatung Ausland

Kontakt

Schellingstraße 3
Rückgebäude, Raum 422
D-80799 München

Telefon: +49 (0)89 2180-2953

Forschungsschwerpunkte

  • Literaturen des Alltäglichen
  • Oulipo
  • feministische Theorien
  • Gattungstheorien
  • Formen der Geschichtsschreibung
  • Literatur und Fotografie
  • Literatur und Recht (law and literature)
  • Deutsche, Französische und Skandinavische Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts

 

Habilitationsprojekt

Literaturen des Alltäglichen

Fluchtpunkt meines Habilitationsprojekts ist die Frage nach der literarischen Darstellbarkeit des Alltäglichen: ‚Was also ist der Alltag? Wenn niemand mich danach fragt, weiß ich es; wenn ich es jemandem erklären soll, weiß ich es nicht.‘ Was Augustinus für die Zeit behauptet, gilt aus drei Gründen auch für den Alltag. Erstens wird das Alltägliche unmittelbar erfahren, zweitens resultiert diese Erfahrung notwendigerweise aus kollektiven Zusammenhängen und drittens figuriert der Alltag strukturell als das Nicht-Ereignishafte. Diese drei Eigenschaften führen zu einer sperrigen Opazität, deren Widerständigkeit gegenüber begrifflichen Definitionen auf ein Terrain des Unbestimmten drängt. Diesem „Dickicht des materiellen Lebens“ (Kracauer) kann nur eine Darstellungsform gerecht werden, die weder den Alltag auf einen Begriff noch auf einen narrativen Plot bringt. Während im 19. Jahrhundert der Alltag in die Literatur als Darstellungsproblem einbricht (Auerbach), ist die Gegenwartsliteratur mit der permanenten Spektakularisierung des Alltags in den sozialen Medien konfrontiert. Von Adalbert Stifter und George Eliot über Virginia Woolf und Alfred Döblin bis zu Annie Ernaux und Karl-Ove Knausgård lässt sich exemplarisch beobachten, auf welche Weise sich das Alltägliche je nach historischem Kontext literarisch artikuliert. Die darin impliziten Poetiken sollen in meiner Arbeit lesbar gemacht werden.

Literatures of the everyday

The divergent lines of argument for my project come together around the question, How is the everyday represented in literature? Augustine rhetorically pondered the elusivity of explaining the temporal: “What is time, then? If nobody asks me, I know; but if I were desirous to explain it to one who should ask me, plainly I do not know.” For three reasons, Augustine’s reflections about time also apply to representing the everyday. First, our experience of it is immediate; second, this experience is necessarily involved in a collective context; and third, structurally, it is an anti-event. These three characteristics condense to form an unwieldy opacity. Thus, the everyday resists conceptual definition, pushing it into a terrain of the indefinite. A representation of the everyday is faithful to such a “Dickicht des materiellen Lebens” (Kracauer) only if it neither searches for a concept nor wants to slip over it an emplotment. While in the 19th century everyday life broke into literature as a problem of representation (Auerbach), contemporary literature is confronted with the permanent spectacularisation of everyday life in social media. From Adalbert Stifter and George Eliot to Virginia Woolf and Alfred Döblin to Annie Ernaux and Karl-Ove Knausgård, we can observe in exemplary fashion the ways in which the everyday is articulated in literature depending on the historical context. The poetics implicit in this will be made legible in my work.

 

Aktuelles


Schreibformen. Georges Perecs literarischer Materialismus

horst_schreibformen_perec

Georges Perecs Werk sind zwei Erbschaften eingeschrieben: das familiäre Vermächtnis jüdischer Geschichte sowie das intellektuelle Testament des Marxismus. Das erste haben bereits viele gelesen, das zweite wurde bisher kaum beachtet. Die Studie Schreibformen. Georges Perecs literarischer Materialismus schließt diese Forschungslücke. Sie skizziert die marxistische Genealogie in Perecs Texten und zeigt, dass seine oulipotische Praxis nicht zu bloßen Sprachspielereien führt. Das Schreiben unter formalen Einschränkungen ist vielmehr als eine Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Zwängen zu begreifen, unter denen auch die künstlerische Arbeit steht. Literarische Praxis und Gesellschaftskritik fallen dabei zusammen. Angesichts der gegenwärtigen Unschärfe im Verhältnis von Aktionismus und Kunst sind Perecs Schreibformen wegweisend.

Georges Perec’s œuvre is marked by two legacies: the family legacy of Jewish history and the intellectual testament of Marxism. The first has been read by many, the second has received little attention. The study Schreibformen. Georges Perecs literarischer Materialismus fills this research gap. In view of the current blurring of the relationship between actionism and art, Perec’s forms of writing are groundbreaking.

https://brill.com/display/title/68183?rskey=CHPTsV&result=3

 

Weibliche Kollektive

coverimage

Angesichts der aktuellen Kritik am feministischem Universalismus und der Infragestellung biologischer Geschlechterkategorien macht sich der Band auf die Suche nach pluralen Logiken weiblicher Kollektive. Er versammelt in einer Mischung aus Essays und wissenschaftlichen Aufsätzen unterschiedliche Mengenlehren des Femininen und fragt in historischer und interdisziplinärer Perspektive nach den Selbst- und Fremdbeschreibungen, Formen und Funktionen, Darstellungen und Deutungen dieser Kollektivbildungen.

https://www.fink.de/edcollbook/title/60925


 

Sprechstunde

Nach Vereinbarung per E-Mail.