Lehrstuhl für Komparatistik
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Philipp Bovermann, Kulturkritiker

Bovermann_beTätigkeit: Kulturkritiker

Studiengänge: Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Philosophie, Amerikanische Literaturgeschichten

Universitäten:Ludwig-Maximilians-Universität München, King's College London, Hochschule für Fernsehen und Film, Theaterakademie August Everding

Stellen Sie Ihren Beruf kurz vor.

Ich schreibe freiberuflich fürs Feuilleton beziehungsweise den Kulturteil verschiedener Medien, hauptsächlich der Süddeutschen Zeitung. Für die SZ betreue ich außerdem gemeinsam mit Kollegen deren Social Media-Kanäle.

Wie sieht Ihr Berufsalltag aus?

Tagsüber schreiben oder sich Themen ausdenken. Abends ins Kino.

Wann und warum haben Sie sich für diesen Beruf entschieden?

Meinen ersten Artikel habe ich mit 15 in einer Lokalzeitung veröffentlicht – ein Konzertbericht über den Auftritt einer Metal-Band in meinem Dorf. Während des Studiums habe ich Theaterkritiken geschrieben, anschließend Literaturrezensionen. Irgendwann bin ich beim Film und beim Themenbereich Digitalisierung angelangt.

Was ist das Wichtigste, das Sie während des Studiums gelernt haben?

Verschiedene Themenbereiche produktiv miteinander in Beziehung zu setzen. Vor allem aber intellektuelle Präzision. Man kann sich auch mit den Texten von Renaissance-Philosophen bewaffnet an einer Lektüre der Science Fiction-Stoffe im zeitgenössischen Musiktheater versuchen, solange nur etwas dabei herauskommt, das außer einem selbst noch jemand versteht.

Nicht unbedingt beruflich, aber persönlich sehr bereichernd fand ich es, in einem damals noch autonomen Studentenwohnheim gelebt zu haben. Geisteswissenschaftler, die nur stur Texte fressen und ausspucken, machen in meinen Augen etwas falsch.

Was am Studium der AVL in München ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Ein irrer Sommer, den ich in der muffigen, inzwischen abgerissenen Romanistik-Bibliothek verbracht habe. Mit Walter Benjamins „Trauerspielbuch“. Das hat mir erst Tränen vor Wut in die Augen getrieben, weil ich es einfach nicht verstanden habe. Dann wurde es mein LSD. In ein endloses Word-Dokument schrieb ich Notizen mit fünf Ausrufezeichen. Manchmal rannte ich nach einer halb gerauchten Zigarette zurück zu meinem Platz, um all die Einfälle nicht zu vergessen, die mich überfallen hatten, während ich schmökend vor der Tür stand.

Wenn heute Ihr erster Studientag wäre – Gibt es etwas, das Sie anders machen würden?

Ich würde versuchen, mehr Autoren aus nicht-westlichen Kulturkreisen zu lesen. Speziell das Fach Philosophie gehört zum Beispiel eigentlich mal umbenannt in „Philosophie Europas und Nordamerikas“.