Lehrstuhl für Komparatistik
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2) In der Textpassage wird das Erleben der Figur Septimus („he“) in einem inneren Monolog und aus der Perspektive seiner Frau Rezia dargestellt. Wie könnte man darüber hinaus noch mehr Informationen über den Zustand von Septimus erlangen?

Kommentar:

In der literaturwissenschaftlichen Betrachtung von Texten geht es nicht darum, über die Gefühle und Motive von Figuren zu spekulieren. Diese Figuren sind schließlich keine richtigen Menschen, sondern Konstrukte des Textes. Alles, was wir über sie wissen können, ist bereits in dem jeweiligen Text enthalten. Das heißt aber nicht, dass wir in einer Analyse eines Romans nicht auch andere Texte zur Erhellung bestimmter Fragestellungen hinzuziehen können. Ein möglicher Ansatz hierfür ist die Diskursanalyse. Dabei wird z.B. danach gefragt, welche historischen Wissensbestände in einem Text abgelagert sind. Über die Erarbeitung eines solchen Wissenskontextes können wir einen weiteren Zugang zu einem Text erlangen.

Für die genauere Betrachtung dieses Abschnittes wäre es z.B. sinnvoll, psychiatrisches Fachwissen der 1920er Jahre zu erarbeiten. In der Beschreibung des Zustandes von Septimus sind so Hinweise auf Paranoia und auf Halluzinationen vorhanden. Wir wissen, dass Septimus im Krieg war, wo sein Freund Evans getötet wurde („his friend who was killed, Evans“) und können aus diesem Kontext erarbeiten, dass er unter einem Kriegstrauma leidet und dass dieses mit einer bestimmten Symptomatik einhergeht.