Lehrstuhl für Komparatistik
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DFG-Projekt „Philologie und Psychoanalyse: An den Rändern der Sprache“

Die DFG-geförderte Arbeitsgruppe Philologie und Psychoanalyse arbeitete von Oktober 2013 bis September 2016 an einer Neubestimmung des Verhältnisses von Philologie und Psychoanalyse – wobei der Begriff 'philologisch', in bewusstem Rückgriff hinter die moderne Ausdifferenzierung der Disziplinen, einen Zusammenhang von poetischem, rhetorischem, grammatischem, textkritischem und sprachhistorischem Wissen bezeichnet. Dieses Vorhaben beinhaltete eine wissenschaftsgeschichtliche Aufarbeitung der Rolle philologischer Methodik und philologischen Wissens in verschiedenen Stadien der Psychoanalyse, von ihrer Gründungsphase bis ca. 1980. Das Projekt leistet damit zugleich einen Beitrag dazu, die kulturelle Reflexion für Bereiche der Psychoanalyse zu öffnen, die bislang in der Regel als deren interne Angelegenheit wahrgenommen werden. Damit sollen Alternativen zu dem kulturwissenschaftlich-psychoanalytische 'Minimalkonsens' aufgezeigt werden, der sich seit den 1960er Jahren unter dem Einfluss des linguistischen und ethnologischen Strukturalismus herausgebildet hat. Das Projekt erkundete demgegenüber Felder, die vor, neben und nach diesem strukturalen Paradigma liegen, setzte also Schwerpunkte auf bisher noch kaum ausgelotete Aspekte in Sigmund Freuds Werk einerseits, auf Texte von Wilfried Bion, und dem späten Jacques Lacan andererseits. All diese Autoren arbeiten an den Rändern der Sprache, erkunden deren nicht-logisches, gestisches und affektives Fundament, in der Auseinandersetzung mit vielfältigen Formen des Zeichenhandelns, etwa Versprechern, Träumen, dem Schürzen von Knoten oder graphischen Spuren. Eine solche Erweiterung des Gegenstandsbereichs von Philologie impliziert Konsequenzen für deren epistemologische Voraussetzungen und Verfahren, die in dem Projekt genauer bestimmt wurden.

Mitglieder der Arbeitsgruppe:
PD Dr. Marcus Coelen (Projektleiter)
Prof. Dr. Martin von Koppenfels
Johannes Kleinbeck, M.A.