Lehrstuhl für Komparatistik
print


Navigationspfad


Inhaltsbereich

Tagungen und weitere Veranstaltungen

Arbeit am Feminismus

Montag, 8.3.2021, 11 - 17.30 Uhr

per Zoom und Live-Stream

www.muenchner-kammerspiele.de

Programm

feminismusDer akademische Feminismus wird von zwei paradigmatischen Achsen koordiniert: dem feministischen Universalismus und dem Differenzfeminismus. Mit Blick auf ihre politisch-gesellschaftlichen Implikationen ist beiden Ausrichtungen eine problematische Dialektik inhärent. Im universalistischen Feminismus (de Beauvoir u.a.) droht die Forderung nach Gleichheit auf die Reproduktion eines letztendlich doch immer wieder männlich hegemonial gepolten Allgemeinen hinauszulaufen. Strukturelle Mechanismen der Unterdrückung verändern sich dadurch aber nicht. Auch die entgegengesetzte Position des Differenzfeminismus birgt die Gefahr, in das Gegenteil ihrer Intention zu kippen. Das Pochen auf Geschlechterdifferenz (Irigaray u.a.) zeigt unterschiedliche Lebenswirklichkeiten und deren Berücksichtigung in politisch-gesellschaftlichen Konstellationen auf. Dabei geht es um einen Wandel und nicht um die Verfestigung von Geschlechtsidentitäten. Wird dies aus dem Blick verloren, verhärtet sich der Differenzfeminismus zu einem stereotypisierenden Biologismus.
Judith Butlers Kritik an derartig ontologisierten Geschlechterkategorien erweitert das Feld des akademischen Feminismus um eine dritte Achse. Dabei wird die Differenz der Geschlechter pluralisiert und mit der Frage nach unterschiedlichen Körperperformanzen verkoppelt. Der feministische Diskurs ist damit aus dem vermeintlich natürlichen Mann-Frau-Dualismus hinauskatapultiert und zum Ausgangspunkt von Identitäts- und Diversitätsdebatten geworden. Geht es Butler um die Verflüssigung und Verschiebbarkeit geschlechtlicher Zugehörigkeiten, so betont der strategische Essenzialismus (Spivak, Combahee River Collective) im Kampf um Sichtbarkeit und gegen soziale Ungerechtigkeit die Zugehörigkeit zu diversen Gruppierungen. Die Rede von einem strategischen Essenzialismus verweist auf die zeitliche Begrenzung dieser Betonung identitätsstiftender Zugehörigkeiten. Identitätspolitische Impulse können in der Fusion mit differenzfeministischen Positionen in deren beschriebene Dialektik feministischer Aufklärung geraten. Selbstzuschreibungen verfestigen sich dann, die Idee universaler Gerechtigkeit rückt in den Hintergrund, die Strategie droht sich zu essenzialisieren, die ursprünglich intendierte ‚Differenz in der Differenz‘ auf Eindeutigkeit zu verflachen. Diese Problematik ist besonders relevant für den intersektionalen Feminismus (Crenshaw). Ringt er doch um ein Konzept von Identität, in dem ‚race, gender, class‘ nicht addiert werden, sondern im Wechselspiel diverse Identitäten konstituieren, die wiederum zwischen den unterschiedlichen Zugehörigkeiten Solidarität zu stiften prädestiniert sind (Walker).
Zudem bleibt an der Universität die metaphorologische Frage virulent: Wie lässt sich die hartnäckige Genderkodierung von Geist und Körper, intellektueller und manueller Arbeit, Rationalität und Irrationalität aufbrechen? Die Dinge bei ihrer Wurzel packen, bedeutet in diesem Zusammenhang nach den epistemologischen Strukturen zu fragen, auf deren Grundlage Wissen, Wahrheit und Erkenntnis sowie das Verhältnis von wissendem Subjekt und stummen Objekt konzipiert sind. Die Genealogie dieser Begriffe zielt auf die Offenlegung der geschlechtsmythischen Dimension der universitären Diskurse. Feministische Arbeit am Mythos der Wissenschaft fällt folglich mit der wissenschaftlichen Arbeit am Feminismus zusammen. Dabei stehen nicht nur die klassischen Rationalisten, sondern auch die feministischen Wissenschaftsmodelle wie Hardings Standpoint-Theory, der dekonstruktive Feminismus und psychoanalytisch-feministische Ansätze auf dem Prüfstand. Arbeit am Feminismus versteht sich somit nicht nur als Kritik der männlichen, sondern als Kritik der geschlechtlich kodierten Vernunft.

Bildungsunwesen

Freitag, 7.6.2019, 14 – 19 Uhr
Samstag, 8.6.2019, 10 – 16 Uhr

Ort: Schellingstr.3, Raum R U104B

Programm

Plakat

bildungsunwesen_grWorin besteht der Nutzen unseres Studierens und Forschens? Was ist Universität, was ist Bildung und wozu brauchen wir sie? Kann man über Bildung verfügen, oder werden wir alle von ihr heimgesucht wie vom Gespenst einer längst anachronistisch gewordenen Geisteswissenschaft? Wenn das Studium nutzlos geworden sein sollte - und angesichts der politischen wie ökologischen Krise geht diese Frage weit über jene nach der vielfach beschworenen ‚Krise der Geisteswissenschaft‘ hinaus: Können wir das Studium dann als Rückzugsraum nutzen, um Lektüre und Theorie zu noch unbekannten Zwecken zu treiben? Kann es einen philosophischen oder philologischen Aktivismus geben? Und wie verhält sich dies zum wachsenden Anspruch der Studierenden aller Geschlechter, den Kanon eines nach wie vor männerdominierten Faches gegen den Strich zu lesen?

Der Begriff der Bildung steht in seiner doppelten Bedeutung des Formens und Geformtwerdens, der Erziehung und Entwicklung, für das Wechselverhältnis von Aktualität und Potentialität, ebenso wie für kleinere und größere Abläufe der individuellen (Selbst-)Bildung in der Formierung gesellschaftlicher Organisationsformen.
Wenn die Bildungseinrichtung „Universität“ mit Derrida als Ort sans condition gedacht wird, an dem alles in Frage gestellt werden muss, dann sollte sie auch und vielleicht vor allem zum Ort feministischer Positionierungen werden. Denn so unterschiedlich sich feministische Positionen ausformulieren mögen, ist ihnen die notgedrungene Aufforderung zur Grenzüberschreitung, gesellschaftlicher Umbildung und Selbstbefragung inhärent. Diese Grenzüberschreitung formuliert sich in der Praxis einer kritischen Infragestellung normativer Setzungen. Als solche rückt sie an den hier grob skizzierten Bildungsbegriff, dessen Unabgeschlossenheit immer schon implizit ist. Doch wäre ein grober Fehlschluss, aus dieser
Unabgeschlossenheit für eine feministische Positionierung zu folgern, dass es nicht die Notwendigkeit gäbe, konkrete Ziele und Praxisentwürfe zu formulieren. Die Unabgeschlossenheit liegt dabei nicht in der Unfähigkeit, ihren Einsatzpunkt zu finden, sondern darin, auf das Spannungsfeld zwischen Aktualität und Potentialität zu verweisen.
Spricht die AfD von einem „Bildungsunwesen“ als „Ideologie-Dschungel“, stilisiert sie insbesondere die Humanities (Genderwahn!) zum Feindbild – als blinde Wucherung, als Unkraut im Garten der (Aus-)Bildung –, so gilt es womöglich, dem Ansatz einer mehr als kritischen Praxis gemäß, genau dieses Wuchern zu bejahen. Forschung muss stören und destabilisieren. Das Gespenstische formuliert sich im Spannungsverhältnis zwischen dem, was anwesend ist – die Potentiale – und dem Abwesenden als dasjenige, was im Kommen begriffen ist.
In vorgestellten Lektüren von Master-StudentInnen der AVL soll es darum gehen, feministische Positionierungen und eine mögliche Resignifizierung des „Bildungunwesens“ zu erarbeiten. Wie die Literatur selbst, muss doch auch der Versuch der Literaturwissenschaft darin liegen, einen Raum für sich zu beanspruchen, in dem alles gesagt werden kann. Dieser Raum schließt die Hinterfragung des eigenen Standpunkts innerhalb der Universität und innerhalb der Gesellschaft notwendig ein. Denn eine Arbeit, die Sprache als Werkzeug untersucht, das die Handlung selbst modifiziert und als veränderbar gedacht werden muss, ist daraufhin zu befragen, mit welchem Werkzeug sie im öffentlichen Diskurs auftreten und intervenieren möchte – und welche Rolle sie auf dem Weg zu einem Möglichkeitsraum der Bildung einnehmen kann.
Eröffnet wird der Workshop von Peter Banki, Ph.D. (Sydney), Philosoph, Literaturwissenschaftler, Künstler und Festival-Organisator. In seinem Vortrag „Neoliberalism and the Haunting Right to ‘Bildung’“ untersucht Banki poststrukturalistische Bildungsformen im Neoliberalismus unter Rückgriff auf das romantische Bildungsideal. Davon ausgehend möchten wir zur offenen Podiumsdiskussion zwischen StudentInnen, WissenschaftlerInnen inner- und außerhalb der Universität über das „Bildungsunwesen“ einladen.

Peter Weiss Tage München

In Zusammenarbeit mit der Internationalen Peter Weiss Gesellschaft (IPWG)

09.11.2018 – 10.11.2018

In Erinnerung an Prof. Dr. Jürgen Schutte
* 21. Juli 1938
† 19. Oktober 2018

weiss_gr

Bild: Peter Weiss, »Erövraren« (zu Arne Sand), 1951
© 2018 Gunilla Palmstierna-Weiss, Stockholm

Programm

Freitag, 9.11.2018

14.15 Arnd Beise, Jenny Willner: Begrüßung

14.30–15.15 Johanna Charlotte Horst: »Ästhetiken des Widerstands«

15.15–16.00 Maria Fixemer und Felicitas Friedrich: »...alles nah seinem verwitterten Ende und nah seinem Ursprung« Überlegungen zur Melencolia-Passage in der »Ästhetik des Widerstands«

16:30–18:00 Wolfram Ette: Widerstand ohne Hoffnung. Notizen aus Ostdeutschland

Samstag, 10.11.2018

9.00–10.00 Öffentliche Mitgliederversammlung der IPWG

10.30–12.00 »Marat/Sade« am Münchner Residenztheater
Gespräch mit Andrea Koschwitz (Dramaturgie) und Tina Lanik (Regie

12:15–13:00 Werkstattbericht Lesekreis, München 2018:
Zur Aktualität der »Ästhetik des Widerstands«

13.00–13.15 Verabschiedung

Zefix! Kollektive Kreuzlektüren

zefix2

Bündnis für Kreuzvielfalt an Bayerischen Hochschulen / Fachschaft AVL
(Das Bündnis für Kreuzvielfalt an bayrischen Hochschulen ist eine spontan entstandene Gruppe aus Studierenden, ehemaligen Studierenden und Lehrenden der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft an der LMU, dem sich sehr rasch Studierende sowie Kolleginnen und Kollegen anderer Fachbereiche angeschlossen haben. Sprecher*innen: Jenny Willner, Wolfram Ette, Felicitas Friedrich, Franziska Koohestani, Macieij Bakinowski, Elisa Purschke, Pia Lobodzinski, Christian Hartwig Steinau.)

Túercele el cuello al cisne – Dreh dem Schwan die Gurgel um: Moderne spanische Lyrik neu übersetzen

Lesung und Werkstattgespräch mit Susanne Lange, Petra Strien, Àxel Sanjosé, Martin von Koppenfels und anderen

Freitag, 02.03.2018 - 20:00 Uhr
Ort: Lyrik-Bibliothek
Amalienstraße 83, Rückgebäude

Im ‚langen‘ 20. Jahrhundert erlebt die Lyrik in spanischer Sprache eine regelrechte Blütezeit – das gilt für Spanien ebenso wie für die Literaturen Hispanoamerikas. Sie stellen das ehemalige Mutterland an poetischer Produktivität und Vielfalt in den Schatten, ohne doch die Bindung an europäische (etwa barocke) Traditionen ganz aufzugeben. Zwar sind die internationalen ‚Stars‘ der Lyrik (wie Antonio Machado, Federico García Lorca, Juan Ramón Jiménez, Pablo Neruda, César Vallejo, Octavio Paz) hierzulande ein Begriff, doch jenseits ihrer Werke gibt es viel zu entdecken – und zu übersetzen. Solche Entdeckungen zu ermöglichen, hat sich eine Gruppe von Übersetzern und Literaturwissenschaftlern zum Ziel gesetzt, die derzeit eine umfangreiche Anthologie spanischsprachiger Lyrik vorbereitet. Sie ist zum zweiten Mal im Lyrik Kabinett zu Gast, um – in Lesung und Gespräch – Einblicke in die Übersetzerwerkstatt zu geben.

Lesung von Katja Petrowskaja und Ausstellung "Kiev lesen: Fiktionen einer Stadt"

Am 14. Dezember liest die Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin Katja Petrowskaja um 18 Uhr in der Schellingstr. 3, Raum 305. Anschließend wird um 19 Uhr die Ausstellung "Kiev lesen: Fiktionen einer Stadt" in Raum R U104C eröffnet.

Was heißt es, eine Stadt zu lesen? Wie ist Kiev/ Kyiv/ Kиïв zu lesen? Unter welchen Bedingungen findet dieser Akt des Lesens statt, wenn der zu lesende Raum Gegenstand andauernder Umschreibungs- und Einschreibungspraktiken ist? Welche Aufschreibesysteme tragen zur Entwicklung einer urbanen, mnemotechnischen, partizipativen Infrastruktur bei? Kyïv ist ein Ort, an dem diese Fragen nicht zuletzt im Zusammenhang mit den Protesten auf dem Majdan 2014/15 und dem Krieg im Donbass, aber auch einer umstrittenen, das Erbe der Sowjetvergangenheit (neu) gestaltenden Erinnerungspolitik verhandelt werden.

Eine Woche lang haben wir uns im Rahmen des Seminars „Imaginäre Topographien - Kiev lesen“ zusammen mit KuratorInnen, PublizistInnen, ReiseführerInnen und StadtsoziologInnen durch Kyïv bewegt und dabei Institutionen, Transitzonen und Nicht-Orte durchlaufen, um so einen Zugang zu einer fremden Stadt zu finden, der zunächst im Gehen gesucht werden kann. Die Intensität der Spurensuche und die daraus entstandenen Einblicke in Kyïv wirken nach, arbeiten weiter.
Mit der Veranstaltung „Kiev lesen: Fiktionen einer Stadt“ haben wir eine Form geschaffen, die den fiktiven, narrativen und dokumentierend Reflexionen einen Resonanzraum bieten soll. Zu folgendem Programm möchten wir deshalb am Donnerstag, den 14. und Freitag, den 15. Dezember 2017 herzlich einladen:

Den Auftakt am Abends des 14. Dezembers bilden um 18:00 Uhr im Raum R 305, Schellingstr. 3, eine Lesung sowie ein anschließendes Gespräch mit Katja Petrowskaja, die im Jahr 2013 für ihr „zerbrochenes Familienmosaik“ Vielleicht Esther mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet wurde.
Im Anschluss daran (ab etwa 19:00 Uhr) wird im Raum U104C die Ausstellung: „Kiev lesen: Fiktionen einer Stadt“ allen BesucherInnen bis einschließlich Freitag, den 15. Dezember 2017, offenstehen.

Als ehemals Fremde in einer fremden Stadt finden wir uns in der ebenso merkwürdigen wie schönen Situation wieder, nun eine Einladung nach Kyïv ausgesprochen zu haben, deren (Bezugs-) Ort sich in die Räumlichkeiten der AVL verschoben hat. Nichtsdestotrotz spricht aus dieser Einladung die herzliche Aufforderung, in die Ausstellung wie in eine Stadt einzutreten und sich durch sie zu bewegen.

Zur Einstimmung empfehlen wir auch einen Blick in unseren Seminarblog: Kiev lesen

Plakat zur Veranstaltung

Traum und Psychoanalyse. Zur Geschichte einer komplizierten Beziehung

Programm
Flyer

Freitag, 24.11.2017

9:15 – 9:30 Eröffnung
Marie Guthmüller und Martin von Koppenfels

9:30 – 10:30 Achim Geisenhanslüke (Frankfurt a.M.)
Peinliche Träume. Zur Bedeutung der Scham in Freuds Traumdeutung

10:30 – 11:30 Martin von Koppenfels (München)
Von Flibbertigibbet zu Ernest Jones. Alpträume in der Analyse

11:30 – 12:00 Kaffeepause

12:00 – 13:00 Marie Guthmüller (Bochum)
Noch einmal. Träume bei Italo Svevo

13:00 – 14:30 Uhr Mittagspause

14:30 – 15:30 Hans-Walter Schmidt-Hannisa (Galway)
„Im Traume werden alle Menschen zu Dichtern.“ Wilhelm Stekels Die Träume der Dichter

15:30 – 16:30 Sandra Janßen (Karlsruhe)
Vom Fliegen und Fallen. Zur Hermeneutik des Traumraums bei Ludwig Binswanger und Gaston Bachelard

16:30 – 17:00 Kaffeepause

17:00 – 18:00 Michaela Wünsch (Berlin)
Kino, Traum und Psychoanalyse
Samstag, 25.11.2017

9:15 – 10:15 Dominic Angeloch (Frankfurt a.M.)
Den Traum denken. Traum und Traumdenken bei Sigmund Freud, Wilfred Bion und Hanna Segal

10:15 – 11:15 Matt Ffytche (Essex)
Not-dream. Wilfred Bion's radical rethinking of Freud

11:15 – 11:30 Kaffeepause

11:30 – 12:30 Michaela Schrage-Früh (Mainz/Galway)
The Cognitive Turn in Dream Studies. Calvin S. Hall and his View of the Freudian Theory of Dreams

12:30 – 13:30 Hannah Ahlheim (Berlin)
Psychoanalyse im Labor. Die „Traumexperimente“ von William Dement und Charles Fisher in den 1950er und 1960er Jahren

Klassische spanische Lyrik neu übersetzen

Lesung und Werkstattgespräch mit Susanne Lange, Petra Strien, Martin von Koppenfels und anderen
Rezitation der spanischen Originale: Àxel Sanjosé

Donnerstag, 18. Februar 2016, um 20 Uhr

im
Lyrik Kabinett
Amalienstraße 83a, 80799 München

Bion, Language, and Literature

Workshop
Friday and Saturday, January 22nd and 23rd 2016

(Schellingstrasse 3, Back Building, Basement, K 04B)

The workshop will be devoted to formulating questions about the role of language, fiction and literature in the psychoanalytic theory developed by Wilfred R. Bion as well as in his own writing, including his literary and autobiographical works. The matter is complex, the texts falling into the scope of these questions many and multifarious. Our exploration can thus only be tentative, preliminary and introductory, also given the relative obscurity of some of the works in question. And yet, as always with psychoanalysis, no real “introduction” is possible, every “bit” being already the “heart” of the matter. We are lucky to welcome to this workshop readers of Bion and practitioners who, in their work, take into account the effects of these readings: François Lévy (Paris), Matt ffytche (London), Dominic Angeloch (Frankfurt).

Program
Friday 22nd
Thought and Language in Wilfred R. Bion
17:00 to 21:00
Introduction to the workshop
François Lévy, “On Thought and Language in Bion”
(Interruption)
Marcus Coelen, Remarks on François Lévy´s presentation
Discussion
* * *
Saturday 23rd
Fiction, Autobiography and Psycho-Analysis
9:00 to 13:00
Matt ffytche, “On A Memoir of the Future”
Martin von Koppenfels, Remarks on Matt ffytche´s presentation
(Interruption)
Dominic Angeloch, “On The Long Weekend”
Discussion


Talk
Friday, January 22nd
11.00 to 13.00
Room A 213, Main Buildung of the LMU (Geschwister-Scholl-Platz 1)

Mike Holohan, Ph.D. (Dublin/Munich)
Theorizing Otherwise: Evocation, Rupture, Resistance and Dream in J.-B. Pontalis’ Windows.

Languages of Psychoanalysis

3.12. - 6.12.2014
Seidl‐Villa, Nikolaiplatz 1, 80802 München, Mühsam-Saal

Programm

From the very beginning, psychoanalytical practice and theory have focused on the structure and function of language as well as on the effects of speaking. Yet, if one takes the specific relationship of psychoanalytic theory and practice seriously, then it follows that, for psychoanalysis, there is neither a meta-theory nor a meta- language, and thus no unifying paradigm, as it has been (at least) postulated and demanded for the natural sciences. What seems to be constitutive of psychoanalytical theory and practice is rather an irreducible multilingualism, and thus an inevitable and interminable dispute over its foundations and its independence. Isn’t the question about the “finite” or “infinite” analysis also the question about the ‘finiteness’ or ‘infiniteness’ of its theory?

Conception: Susanne Lüdemann / Marcus Coelen / Mai Wegener / Johannes Fehr (†)

Organisation: Institute für Neuere Deutsche Literatur und Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der LMU München / DFG-Forschungsprojekt „Philologie und Psychoanalyse“ / International Society for Psychoanalysis and Philosophie SIPP-ISPP / Psychoanalytischer Salon Berlin

Figuren des Barock

Tagung vom 23. bis 25.10.2014
Organisation: Dr. Johanna Schumm, johanna.schumm@lrz.uni-muenchen.de
Tagungsort: IBZ München, Amalienstraße 38

Programm

Die Beschreibung kultureller Phänomene als „barock“ hat Konjunktur; neuere Publikationen sprechen vom digitalen, vom virtuellen, vom elektronischen und natürlich vom postmodernen Barock, etwa mit Blick auf die zeitgenössische Medienkunst und Populärkultur. Diese Aktualisierungen des Barockbegriffs stützen sich, wie frühere, auf die Wiederbelebung und Fortentwicklung (vermeintlich) barocker Formen und Themen in der zeitgenössischen Kultur. Zugleich wird dadurch der Barockbegriff jedoch auch verändert.

Diesen zum Teil vagen und auch transformierenden Verwendungen des Barockbegriffs steht die spezialisierte Forschung zum historischen Barock in den einzelnen Fachdisziplinen gegenüber, die in ihrer Tiefenschärfe den Begriff des Barocken immer weiter zuspitzt. Die Tagung möchte versuchen zwischen diesen beiden Seiten des aktuellen Barockdiskurses zu vermitteln und dafür den Barockbegriff in interdisziplinärer und historisch offener Perspektive reflektieren.

Dabei soll es zunächst um das Gemeinsame und Verschiedene in den Selbst- und Fremdbeschreibungen des Barocken gehen: Was heißt jeweils „barock“? Wie kommt es dazu, dass genauso der in Formaldehyd gelegte Hai von Hirst wie das Trauerspiel Gryphius’ und Deleuzes Theorie der Falte barock genannt werden können? Ist das nur eine Verwirrung des Barockbegriffs oder gibt es Gemeinsamkeiten in der Sache? Was taugen barocke Konzepte oder Figuren für die Erklärung zeitgenössischer Phänomene? Und umgekehrt: Was bieten solche Beschreibungen für ein Verständnis des historischen Barock?

Davon ausgehend stellt sich die Frage nach der jeweiligen Attraktivität von barocken Themen und Formen sowie des Begriffs „barock“. Wie weit trägt die Annahme, dass bestimmte soziohistorische Konstellationen – etwa wirtschaftliche oder ideologische Krisenzeiten – barocke Figuren provozieren? Oder erklärt sich das Barocke innerhalb der Kunst als gezielte Abweichung von einer als klassisch oder normativ etablierten Ästhetik? Genauso gilt es interdisziplinär nach dem Gemeinsamen zu fragen: Gibt es Figuren, wie etwa das Infinite, die gleichermaßen Kunst, Kultur, Musik, Philosophie, Mathematik und die Naturwissenschaften des Barocken prägen?

Den gemeinsamen Fokus der Tagung bilden „Figuren des Barocken“, das heißt Realisierungen des Barocken genauso im 17. wie in späteren Jahrhunderten. Mit „Figuren des Barocken“ sind Denkfiguren des Barocken (etwa die Falte, die schiefe Perle oder das Unendliche) genauso gemeint wie personelle oder dingliche Figurationen (z. B. der Lügner, der Spiegel oder die Wolke) und rhetorische oder stilistische Formen (etwa der Lakonismus, das Hyperbaton oder die Spirale), die als spezifisch barock wahrgenommen werden.

Text und Stoff – materielle Übersetzungen

15.01.2013
Vortrag im Rahmen der interdisziplinären Vortragsreihe "Macht des Materials/ Politik der Materialität"

Vortragende: Christopher Blenkinsop und Cornelia Ortlieb

Programm der Vortragsreihe
Artikel über die Vortagsreihe in der Süddeutschen Zeitung vom 10.10.12

In zwei Beiträgen zeigt die Veranstaltung, wie Materialien in Poesie, Musik und deren Aufführung zum Einsatz kommen, in Künsten also, die in der Tradition idealistischer Ästhetik häufig als materialferne, geradezu unstoffliche aufgefasst werden.
Zugleich demonstrieren die beiden Beiträge an einer kleinen Serie von Dingen und Materialien – Schachteln, Papieren, Wayang-Figuren und anderem – die vielfältigen Formen der Übersetzung oder Übertragung, die beim Wechsel der Künste und Ausdrucksformen im Spiel sind. Dabei geht es nicht zuletzt um die Reichweite unseres Beschreibungsvokabulars für die materiale Seite von Wort, Ton und Schrift.

Graciáns Künste

13.12.2012 – 14.12.2012
Workshop am Institut Institut für Allg. und Vergl. Literaturwissenschaft
Veranstalter: Dr. Johanna Schumm, Dr. Giulia Radaelli

Programm

Baltasar Graciáns Werk zeichnet sich durch eine für das Siglo de Oro paradigmatische Vielfalt und Vernetzung verschiedener Wissensdiskurse aus. Dass es außerhalb der fachlichen Grenzen der Hispanistik nur spärlich rezipiert wurde, ist angesichts dieser Heterogenität besonders erstaunlich.

Der Workshop verfolgt das Ziel, die Schriften Graciáns aus interdisziplinärer Perspektive neu zu befragen. Die Leitfrage gilt den ‚Künsten‘ und dem Verhältnis von Lebens-, Denk- und Schreibkunst bei Gracián. Der Begriff arte, der meistens mit ‚Kunst‘ wiedergegeben wird, beinhaltet dabei jeweils spezifische Vorstellungen und Konzeptualisierungen von Wissen (etwa theoretisches, praktisches, instrumentelles, technisches, intuitives, vermittelbares Wissen). Graciáns Künste systematisch zu erfassen, bedeutet zudem den Versuch, einen Werkzusammenhang zu rekonstruieren. Ohne diesen als geschlossene und kohärente Einheit vorauszusetzen, lässt sich z.B. der Zusammenhang von Arte de ingenio und Arte de prudencia und deren narrative Umsetzung im Criticón untersuchen. Dieser systematische Zugang stellt sich auch der Herausforderung, Graciáns Werk in die Diskursformationen der Rhetorik und Poetik, Ethik und Ästhetik einzuordnen; er verspricht, die diskursgeschichtliche Einordnung genauer zu perspektivieren und so auch in interdisziplinärer und historischer Hinsicht fruchtbar zu sein.

Die nähere Auseinandersetzung mit der Rezeption Graciáns vom 17. Jh. bis heute findet im Rahmen einer geplanten Nachfolgeveranstaltung an der Universität Bielefeld im April 2013 statt. Unter dem Titel „Nach Graciáns Künsten“ soll dabei neben der Übersetzungsgeschichte einzelner Werke diskutiert werden, inwieweit neuere Verhaltenslehren – etwa der Klugheit, der Kälte oder der Verstellung –, aber auch Theorien und Schreibweisen des Witzes oder der Pointe, des Aphorismus und der Allegorie auf Gracián zurückgeführt werden können.

Das Tier als Medium. Zur Politik des Wissens von Mensch und Tier in Literatur, Wissenschaft und Okkultismus um 1900

06.12.2012 – 07.12.2012
Workshop
Leitung: Cornelia Ortlieb, Jenny Willner, Patrick Ramponi

Programm

Reader (nur für Workshop-Teilnehmer)

Um 1 900 gerät das Mensch-Tier-Verhältnis in den Sog evolutionistischer, esoterischer und poetischer Diskurse: Im Grenzbereich von menschlichem und nichtmenschlichem Leben formieren sich wirkmächtige kulturelle Ideologien und Mythen. Bereits in der populären Darwin-Rezeption durch Haeckel und Bölsche manifestiert sich eine Verbrüderungseuphorie, die gegenläufig zum tradierten Gestus einer epistemologischen Abgrenzung von menschlichen und nichtmenschlichen Lebewesen wirkt.


Dabei drängen sich zunächst Fragen sozialgeschichtlicher und psychohistorischer Natur auf: Das berühmte Freud- Zitat von der dreifachen Kränkung des Menschen durch die kopernikanische Wende, die Evolutionstheorie und die Entdeckung des Unbewussten ist längst um die Feststel lung ergänzt worden, dass so manche Kränkungen offenbar dazu geeignet sind, Scharen frenetischer Anhänger zu gewinnen. Lässt sich die überschwängliche Auseinandersetzung mit Pantoffeltierchen, Ichthyosauriern und Kröten auf den Wunsch zurückführen, das Amorphe zu inkorporieren und dadurch zu bannen? Ist die Sehnsucht nach der All-Einheit mit dem Organischen eine Reaktion auf Entfremdung? Und wie verhält sich die obsessive Hinwendung zu tierischen Mitlebewesen zur Hybris, das Menschsein über das ‚Medium Tier’ transzendieren zu wollen? Nicht zuletzt stellt sich die Frage, ob man generell versuchen müsste, Tierliebe mit politischer Krisenstimmung zusammenzudenken.

Der Workshop unternimmt eine dezidiert literaturwissenschaftliche Annäherung an die bizarren und mitunter auch erschreckenden Erscheinungsformen, in denen sich das Menschl iche und das Nicht-Menschliche körperlich, institutionell, geschichtlich und nicht zuletzt semiotisch überkreuzen. Dabei ist weniger denn je ausgemacht, was ein Tier ist, noch wofür das jeweilige Tier im Text steht.

»Holocaust«-Fiktion. Kunst jenseits der Authentizität

28.-30. Oktober 2011
Institut für Allg. und Vergl. Literaturwissenschaft, LMU München
IBZ München, Amalienstraße 38

Tagungsleitung:
Iris Roebling-Grau (München)
Dirk Rupnow (Innsbruck)

Die Erinnerung an den „Holocaust“ ist seit dem Ende des 20. Jahrhunderts in einem tiefgreifenden Wandel begriffen. Ausgelöst durch die weltpolitischen Umwälzungen der Jahre 1989/90, wird dieser Wandel heute sowohl durch die fortschreitende globale Verflechtung als auch durch den Generationenwechsel und das Sterben der letzten Zeitzeugen bestimmt. Obwohl das Thema allgegenwärtig ist, zeigt sich immer wieder das Verstörungs- und Konfliktpotential von Darstellungsfragen in diesem Zusammenhang: Dies wurde etwa deutlich an Zbigniew Liberas „LEGO Concentration Camp Set“ (1996), an Jonathan Littells Roman „Les Bienveillantes“/„Die Wohlgesinnten” (2006) und an Quentin Tarantinos Film „Inglourious Basterds“ (2009).

Diese Beispiele können als paradigmatisch für eine neue Phase der Erinnerungskultur stehen. Ziel der genannten Kunstwerke scheint es nicht mehr zu sein, die Vergangenheit möglichst authentisch und wahrhaftig zu repräsentieren. Vielmehr verweist die Repräsentation beständig auch auf ihre eigene Fiktionalität, ohne sich dabei jedoch gänzlich von einem Bezug zum historischen Geschehen zu verabschieden.

Welche Einsichten hält diese Form der Darstellung bereit? Wie verhalten sich die Werke der Künste über den „Holocaust“ zu aktuellen Entwicklungen aus der Geschichtswissenschaft? Wie verändert sich das Thema in seiner globalen Aufbereitung?

Todesarten. Literarisches Sterben

Workshop am Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft
24. und 25. Mai 2012
IBZ München, Amalienstraße 38

Konzeption und Organisation:
Annalisa Fischer (München)
Irina Hron-Öberg (Stockholm)

Insgesamt 188 Formen des Exitus werden im Lexikon merkwürdiger Todesarten benannt und akribisch beschrieben – vom herabstürzenden Ast, der Ödön von Horváth zum Verhängnis wurde, bis hin zum Zeppelinabsturz. Allerdings erweist sich die Literatur als noch weitaus erfindungsreicher und besagter Todeskatalog muss daher um die literarischen Spielarten des Letalen erweitert werden.

Wie komplex die Begrifflichkeit der Todesart tatsächlich ist, zeigt sich am Übersetzungsproblem angesichts des Bachmannschen Todesarten-Zyklus: Die englischen Übertragungsversuche reichen von death styles und death types über manners, modes und styles of death bis hin zu ways to kill and ways of dying. Neben sprachlichen Distinktionen wird damit ein ästhetisches Programm angedeutet, das auch die frivolen bis abstoßenden Literarisierungen des Sterbens in den Blick nimmt und sich damit denkbar weit entfernt hat von der spätmittelalterlichen ars moriendi, der anthropologischen Aneignung des Todes durch den Ritus oder der psychologischen Trauerarbeit.

Vor diesem Hintergrund fragt der Workshop nach Denkfiguren und Abarten des Ablebens in und von literarischen Texten. Welche ästhetischen und poetologischen Motivationen und Konsequenzen liegen den unterschiedlichen Todesarten in einem Text zu Grunde? Ist Literatur und Schrift gar ein virtuell tödlicher Charakter zu eigen? Wie ist es jenseits von ›Damenopfern‹ um das Sterben des Mannes bestellt, d.h. gibt es weibliche und männliche Todesarten? Und schließlich: Wie und weshalb gelingt die ästhetische Transformation des Todes hin zur Kunst (art), zur Todesart?

 

Downloads